Goodbye, Lenin!

Wir auf dem Zuleimen-Too in Osh

Oooh, diese Aussicht...

Der Wecker klingelt. Es ist halb sechs Uhr morgens und draußen ist es noch dunkel. Wir packen uns in viele Schichten warmer Kleidung und stiefeln über eine dicke Eisschicht zur Straße. Ein Taxi hält an. Wir steigen ein und schließen die Tür. Uns fällt auf, dass es kein Taxameter gibt. Dann beginnt der Fahrer auf Russisch zu lallen, schaut dabei immer wieder zu uns nach hinten, fährt in den Gegenverkehr und um Haares breite in ein stehendes Polizeiauto. Uns fällt ein Stein vom Herzen als der Wagen am Eingang des Suleiman-Too zum Stehen kommt. Der Fahrer verlangt zunächst den doppelten Preis, doch wir haben Glück und er kann uns nicht herausgeben. Da stehen wir nun allein im Nirgendwo bei eisigen -15 Grad und Dunkelheit. Unser Ziel: Die Aussichtsplattform des Suleiman-Too, der heilige Berg der Stadt und Unesco-Weltkulturerbe. Unser Reiseführer schreibt dazu, es sei am besten den Berg zum Sonnenaufgang zu besichtigen. Der Blick über die Stadt sei dann besonders schön. Langsam steigen wir die vereisten Stufen hinauf. Wir sind die einzigen, die um diese Uhrzeit unterwegs sind. Es ist totenstill. Nur gelegentliches Hundegebell aus der Ferne durchschneidet die Dunkelheit. Überraschend schnell erreichen wir unser Ziel. Drei letzte Schritte auf die Plattform. Voller Erwartung treten wir an die Brüstung heran, blicken über ganz Osh und das Ferganatal und sehen….nichts. Ok, uns war aufgefallen, dass es auf dem Weg nach oben nebelig war. Schon vor der Haustür waren die Häuserblocks in eine dicke Suppe gehüllt, doch mit „nichts“ hatten wir nicht gerechnet. Der Nebel legt sich auf alles und bildet eine dünne Eisschicht darauf. Wir sind durchgefroren und treten den Abstieg an. Gewürze auf dem Jayman Bazar in Osh

Jayma Bazar

Nachdem wir uns bei türkischem Gebäck und heißem Tee aufgewärmt haben, besuchen wir den berühmten Jayma Bazar, denn heute ist Sonntag und die Stadt pulsiert. Die Händler bieten alles was das Herz begehrt: Gewürze, Fleisch, Gemüse, Stoffe, alle Arten von Haushaltswaren, Handys, Bekleidung, Spielzeug, Teppiche, und sogar Möbel, jedoch keine Fahrräder. Wo immer der Bazar in die normale Stadt übergeht, sammeln sich Scharen von Taxis und Kleinbussen, die jeden erdenklichen Ort in näherer und weiterer Umgebung anfahren. Wir sind fasziniert von der Vielfalt der Sinneseindrücke, die sich uns bieten. Auf dem festgefrorenen Schneematsch müssen wir aufpassen, wohin wir treten. Gleichzeitig hupen Minibusse von hinten, die sich ihren Weg durch die engen Gassen bahnen, es ist laut, es duftet nach Salaten, Gewürzen, Tee, und frischem Brot, Verkäufer sprechen uns an. Wir wissen gar nicht wohin wir zuerst schauen sollen und sind absolut begeistert. Es ist fast schade, dass unsere Fahrradtaschen nicht genug Platz bieten das ein oder andere mitzunehmen. Lenin Statue in Osh

Das Ende der Sowjetunion

Wir verlassen den Markt und schlendern ein letztes Mal die Lenin Uliza entlang. Fast am Ende der Straße trifft Lenins visionärer Blick auf das monotone Betongrau der Stadtverwaltung Oshs. Die Statue wurde mit dem Ende der Sowjetunion hierhin versetzt und die Inschrift entfernt. Damit haben wir alle, in unserem Reiseführer vermerkten, Sehenswürdigkeiten Oshs besucht. Zum Abendessen kehren wir in unserem neuen Lieblingsrestaurant ein und genießen kirgisische Manti, dazu Hühnchen mit pikanter Sauce, Salat und Fladenbrot. Wie schon bei unserem letzten Besuch, drückt mich die Besitzerin zur Begrüßung fest an sich, freut sich unglaublich, dass wir gekommen sind und tischt uns allerhand Köstlichkeiten auf. Ich bin verzaubert von ihrer Herzlichkeit und Wärme - und das obwohl wir einander doch gar nicht kennen und kaum verständigen können. Einkäufe für die Radreise

Irkeshtam

Osh hat uns wirklich sehr gefallen. Doch morgen öffnet die chinesische Grenze wieder und wir können es kaum erwarten nach CHINA zu fahren. Wir sind sehr gespannt auf die Fahrt, denn wir haben schon viel über den Irkeshtam-Pass gelesen. Wenn es die Wetter- und Schneeverhältnisse zulassen, würden wir gerne schon von der Grenze bis Kashgar mit dem Fahrrad fahren. Daher waren wir gestern auf einer Shopping-Tour durch Oshs Supermärkte. Wir melden uns also in ein paar Tagen wieder aus Kashgar. Dann heißt es: Hello, Mao!

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