Über den Irkeshtam-Pass nach China

Karte folgt.
MaskeTopa

Die Fahrt zur Grenze

Es ist noch mitten in der Nacht, als der Fahrer vor unserem Hostel hält. Schnell sind die Räder und das Gepäck im Caravan verstaut und es geht los. Wir schlafen noch ein wenig. Im Sonnenaufgang erreichen wir Sary-Tash und kurz darauf den Irkeshtam und die kirgisische Grenze. Die Aussichten sind atemberaubend, aber Fotos unerwünscht. Die Grenzer sind trotz der -35 Grad unglaublich gut gelaunt. Sie scherzen und tanzen mit uns und beweisen uns ein letztes Mal, wie unglaublich freundlich und hilfsbereit die Menschen in diesem schönen Land doch sind.

Auf eigenen Rädern über die chinesische Grenze

Auf unseren Rädern verlassen wir Kirgistan und radeln bei strahlendem Sonnenschein und beißender Kälte dem ersten von vier chinesischen Grenzposten entgegen. Die Luft ist dünn, das Gefühl aber unbeschreiblich. Der erste chinesische Grenzsoldat heißt uns herzlich willkommen und ist sichtlich überrascht, sich mit uns verständigen zu können. Wir durchqueren das Tor und fahren in das chinesische Grenzgebiet ein. Wir können es kaum fassen. Auch zum zweiten Kontrollpunkt dürfen wir selbst fahren. Obwohl die Grenze nach 2 Wochen Feiertagen heute wieder geöffnet ist, ist nichts los. Nur wir, 3 Kirgisen und 2 LKW überqueren an diesem Morgen die Grenze. Wir haben die Straße ganz für uns. Die Stimmung ist euphorisch. Wuqia Zollstation

Harte Verhandlungen

Auch am zweiten chinesischen Kontrollpunkt sind alle sehr nett und interessiert an den beiden verrückten Deutschen, die im Februar mit Rädern über den Irkeshtam kommen. Nach der recht oberflächlichen Kontrolle (nur die Bücher müssen wir alle - 3! - zeigen), stehen wir im Hof. Es stimmt leider, was in letzter Zeit von vielen beschrieben wird: Ausländer müssen mit einem Taxi die nächsten 140 Km zum letzten Kontrollpunkt (der chinesischen Zollgrenze) nach Wuqia fahren. Kirgisen und Chinesen dürfen auch LKW nehmen, aber für alle anderen sei dies zu gefährlich, versichert man uns. Da wir mit den Rädern ein ganzes Taxi brauchen, verlangt der Fahrer fast 50 Euro von uns. Für die Strecke? Unverschämtheit! Aber das wäre doch gelacht, wenn sich hier nicht handeln ließe. Mellie beginnt die fast 1,5-stündigen Verhandlungen. Unser Angebot: 10 Euro! Aber der Fahrer bleibt hart. Es gibt keine Konkurrenz. Auch der ranghöchste Grenzer macht Druck. Wenn wir das Taxi nicht nehmen, müssen wir hier bleiben. Mellie bleibt hart: OK, dann warten wir bis morgen. Die Grenzer reagieren verdutzt und verärgert, denn die Diskussion bedroht nun ihre Mittagspause. Nach zähen und harten Verhandlungen geben sich die Grenzer und der Fahrer schließlich geschlagen. Wir bekommen die Fahrt für die Hälfte und das Mittagessen wird doch nicht kalt. Am frühen Nachmittag haben wir dann endlich die letzte Zollgrenze hinter uns und stehen mit unseren Fahrrädern als freie Reisende auf der überdimensionierten Straße. Alles in allem war die Grenzüberquerung unproblematischer als erwartet und von vielen berichtet. Wir sind dennoch erschöpft und müde und suchen uns ein Hotel in der nahen Stadt. Gegenwind

Höhen und Tiefen

Als wir aufstehen strahlt uns die Sonne entgegen. Es ist ein wunderschöner Tag und ein leichter Neuschnee in der Nacht hat alle Berge noch einmal frisch überpudert. Es ist traumhaft schön! Die Karten der Region geben wenig her und so nehmen wir nach einer Runde durch die Stadt die Autobahn Richtung Kashgar. In der vollen Sonne können wir schnell die Daunenjacken ablegen (das erste Mal seit 2 Wochen). Es geht gut voran und wir genießen die tollen Aussichten. So stören auch die fast 30 Km Anstieg kaum. Doch das Kaltluftgebiet lässt uns nicht so leicht entfliehen. Gegen frühen Nachmittag schwingt das Wetter um. Schnee deutet sich am Horizont an und kalte Luft, die vom nahen Torugat-Pass herabzieht, bläst uns als starker Wind entgegen. Eine 10 Km lange Abfahrt unter diesen Bedingungen zermürbt uns. Durchgefroren, erschöpft und ohne Brennstoff oder flüssiges Wasser (alle Tankstellen auf der Strecke befinden sich wohl noch im Urlaub) erreichen wir die Zollgrenzstation des Torugat-Passes Topa. Ein schrecklich trostloser grauer Ort, der durch zahlreiche Kasernen und Grenzbauten dominiert wird. Wir fallen auf! Der Ort hat nur zwei kleine Trucker-Absteigen zu bieten und eine Hand voll Restaurants. Hier können wir nicht bleiben. Noch vor Sonnenuntergang würde die Polizei in unserem Zimmer stehen, denn mit Sicherheit darf keines der beiden Hotels Ausländer beherbergen. Das Essen in dem gewählten Restaurant schmeckt wie der Ort aussieht. Wir sind in einem Tief. Idkah Moschee Kashgar

Kashgar

Unsere Räder und Taschen sind inzwischen von einer dünnen Eisschicht überzogen und wir möchten nur noch in ein warmes Bett fallen. Die Aussicht am nächsten Tag weitere 60 Km lang 1000 Höhenmeter mit eisigem Gegenwind nach einer durchfrorenen Nacht abzufahren, wirkt unvernünftig. Wir nehmen daher ein Taxi nach Kashgar und erreichen im Sonnenuntergang die Idkah Moschee. Hier werden wir uns ein paar Tage die Stadt ansehen und die Märkte auf der Suche nach weiteren warmen Ausrüstungsgegenständen unsicher machen.

Galerie

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6 Kommentare

  1. Mann, was sind das fuer tolle Fotos! Und endlich in China was?! 🙂 Da waere man doch gerne mit euch beiden auf einer verlassenen chinesischen Autobahn auf nem Drahtesel. Beneidenswert…
    Wie immer: Seid vorsichtig und auf ein baldiges Wiedersehen in 中国hoffentlich.
    Constantin

  2. Basti, der Haarschnitt ist wirklich beeindruckend – ich erkenne meinen eigenen Sohn kaum!

    Kälte wirkt zermürbend auf die Moral – aber lasst Euch nicht entmutigen! Schließlich fahrt Ihr in den Frühling.

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