Unsere 10 Tipps zum Radeln in China

Heute mal ein Blog-Post der etwas anderen Art. Seit fast genau vier Monaten sind wir nun in China mit dem Rad unterwegs und haben schon oft Post von anderen Reiseradlern bekommen, die uns nach Tipps und Tricks gefragt haben. Dem wollen wir heute daher einmal nachkommen. Mehr von uns und wo wir überhaupt gerade sind gibt es dann am Mittwoch. Eine Überraschung ist dabei garantiert, soviel nehmen wir vorweg. Hier nun also unsere Top 10 Tipps zum Radeln in China:
Das gibt es auch: Kein Verkehr!

Das gibt es auch: Kein Verkehr!

1.) Straßenverkehr

Jaaa, der Straßenverkehr. Am liebsten fahren wir natürlich auf wenig befahrenen Straßen und (man glaubt es kaum) auf der Autobahn. Da hat man nämlich als Radler seine eigene Spur, keinen Gegenverkehr und lebt abgesehen von der hohen Geschwindigkeit der anderen Verkehrsteilnehmer recht sicher. Natürlich dürfen auch in China keine Fahrräder auf der Autobahn fahren - es sei denn es gibt (noch) keine anderen Straßen. Und das war gerade zu Beginn unserer Reise recht häufig der Fall. Auf stärker befahrenen Landstraßen versuchen die Fahrer beim Überholen meistens ausreichend Abstand zu uns zu halten. Vor dem Verkehr hinter uns fürchten wir uns also eher selten. Anders verhält es sich da mit den uns entgegenkommen Fahrzeugen. Schon mehr als ein Mal kam uns auf unserer Spur ein laut hupender LKW entgegen, der gerade dabei war einen PKW, der einen Bus überholt, zu überholen. Uns stockt dann immer für einen Moment der Atem: Wird er es noch schaffen zu überholen? Wird er rechts rüberziehen und den PKW rammen? Oder wird er frontal in uns hineinfahren? - Die nicht ganz so schönen Momente als Radler im chinesischen Verkehrswahnsinn. Nicht zuletzt deshalb fahren wir immer mit Helm und Rückspiegel.

2.) Zelten

Was viele nicht wissen: Zelten ist in China eine legale Grauzone. Ausländer müssen für jede Nacht polizeilich gemeldet sein. Normalerweise übernimmt das das Hotel oder aber man wird selbst bei der entsprechenden Wache vorstellig. Beim Zelten hingegen geht das zumeist schon allein aufgrund der Distanz zur nächsten Stadt gar nicht. Das Zelten als solches ist also erlaubt, es ist jedoch oft nicht möglich sich zu registrieren. Wir hatten deshalb bisher nie Probleme, allerdings hat uns auch noch nie ein Polizist beim Zelten entdeckt. Hier liegt auch der Grund dafür, dass wir nicht - wie in vielen anderen Ländern problemlos möglich - bei Einheimischen übernachten oder fragen, ob wir im Garten unser Zelt aufbauen dürfen. Wir wären hierfür nicht registriert und im schlimmsten Fall hätten unsere Gastgeber hierfür die Konsequenzen (und empfindliche Geldstrafen!) zu tragen. Insgesamt war das Zelten auf der ersten Hälfte unserer Tour etwas einfacher. Der Nordwesten war weit weniger bevölkert und es fand sich eigentlich immer recht schnell ein Fleckchen, um das Zelt aufzubauen. Seit Chengdu sieht das ein wenig anders aus und wir müssen schon mal ein paar Stunden in die Zeltplatzsuche investieren.
Postkartenmotiv.

Unser schönster Zeltplatz bislang.

3.) Hotels

Nicht alle Hotels haben in China eine Lizenz, um Ausländer aufzunehmen und polizeilich zu melden. Das führte dazu, dass wir gerade zu Beginn unserer Reise in Xinjiang und Qinghai große Probleme hatten ein Hotel zu finden, das bereit war uns aufzunehmen und nicht unser Budget sprengte. Unsere Zimmer waren hier mit ca. 150 Yuan pro Zimmer und Nacht eher etwas teurer. Seit Sichuan ist es wieder deutlich leichter geworden Hotels zu finden und wir geben seither nie mehr als 100 Yuan aus. Sehr positiv hat uns überrascht, dass es bisher nie ein Problem war unsere Räder sicher unterzustellen.

4.) Wasser

Zu Beginn unserer Reise ist uns das Wasser in den PET-Flaschen immer nachts gefroren. Wir haben uns daher zwei große Thermos-Kannen zugelegt und uns diese in Restaurants mit heißem Wasser (开水 Kaishui) auffüllen lassen. Da das Leitungswasser immer abgekocht werden muss, ist heißes Wasser eigentlich überall leicht zu bekommen. Nun, da wir die (schweren) Thermos-Kannen nicht mehr benötigen, sind wir dazu übergegangen unser Wasser zu filtern und in Wasser-Sack und PET-Flaschen zu transportieren.

5.) Essen

Zum Frühstück gibt es bei uns immer Oats mit Rosinen oder schwarze Sesampaste. Beides ist in den meisten Supermärkten gut erhältlich und lässt sich mit etwas heißem Wasser leicht zubereiten. Über den Tag verteilt essen wir gerne abgepackten Tofu, Kekse, Obst, gekochte Eier oder auch sehr gerne Mal im Restaurant. Abends kochen wir meistens Gemüse-Pfannen oder Nudeln; je nachdem was es gerade so auf dem Markt gab. Insgesamt sind Lebensmittel auf dem Markt sehr günstig. Eine große Tüte Gemüse kann man schon für einen knappen Euro kaufen. Im Restaurant ist es natürlich etwas teurer - aber die chinesische Küche sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen! Unsere absoluten Favoriten: 宫保鸡丁 Gongbaojiding (scharfes Hühnchen mit Gurken und Erdnüssen), 饺子 Jiaozi (kleine Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen) und 鱼香茄子 Yuxiang Qiezi (würzige gebratene Aubergine).
Kochen in der Gobi

Kochen in der Gobi

6.) Benzin

Je nach Region kann es schwierig sein an Tankstellen kleine Mengen Benzin zu kaufen. Besonders in etwas unruhigeren Gebieten (z.B. Xinjiang) wurden wir an Tankstellen zumeist abgewiesen. In Sichuan wurden wir gebeten uns eine polizeiliche Genehmigung einzuholen. Letztlich hatten wir aber immer Glück und wurden an kleineren Dorftankstellen versorgt. Nachschub also immer frühzeitig planen!

7.) Bus & Bahn

Wer eine weite Strecke zurücklegen will, kann sein Fahrrad bei der chinesischen Bahn als Sperrgepäck aufgeben. Dies sollte man einen Tag vor der geplanten Abreise tun. Man kann sein Fahrrad dann nach 3-4 Tagen am Zielort abholen. Diese Option ist jedoch deutlich teurer als der Transport per Fernbus. Hier lassen sich zumeist gute Vereinbarungen mit den Fahrern treffen. Wir versuchen immer 1-2 Stunden vor Abfahrt da zu sein. Dann haben die Fahrer noch kein Gepäck (oder auch manchmal Waren) zugeladen und es ist zumeist noch genügend Platz für unsere Räder. Manchmal beanschlagen die Fahrer eine kleine Transportgebühr, manchmal nehmen sie auch alles gratis mit.
Fertig verpackt

Fertig verpackt für die Zugfahrt

8.) Fahrrad-Geschäfte

Fahrräder liegen gerade wieder voll im Trend unter jungen Leuten in China. Hinzu kommt, dass das Fahrrad nach wie vor ein wichtiges Transportmittel der Armen ist. Jeder größere Ort hat daher zumindest ein einfaches Fahrradgeschäft mit den grundlegendsten Teilen (Mäntel, Schläuche…). In den Städten gibt es meist 3 Sorten von Radgeschäften: Kompletträder im Einsteigerbereich (bis 500 Euro), Geschäfte mit einfachen Einzelteilen und Zubehör (meist mit Werkstadt) und dann die Geschäfte aus dem „Profisegment“ (hochwertige Komponenten wie Shimano XT, Magura und Co.). Wie in China üblich häufen sich Geschäfte einer Art gerne an einem Ort/einer Straße. Wer nicht gerade eine Rohloff Schaltung, Brooks Sättel oder Magura HS Bremsen braucht, wird in fast jeder Großstadt fündig werden. Die Preise für High-End Komponenten können jedoch deutlich höher sein als in Deutschland. Mit Shimano Teilen oder etwa einer Avid BB07 (die vermutlich meistverbaute Bremse an Neurädern) wird man in China inzwischen wenig Probleme haben. Sachkundig sind die Händler zudem auch und unsere Räder werden in den Geschäften oft und gerne bestaunt.

9.) Visum

Ein 60 Tage Touristen-Visum lässt sich zur Zeit nur noch im Heimatland beantragen. Ansonsten vergeben die chinesischen Botschaften im Ausland (z.B. in Hong Kong) nur noch 30 Tage. Man kann sein Visum in China bei einem Public Security Bureau (PSB) um weitere 30 Tage verlängern lassen. Dies geht bis zu einer maximalen Aufenthaltsdauer von 90 Tagen, wobei die Zahl der verlängerten Tage die ursprüngliche Visa-Dauer nicht überschreiten darf. Wir haben es daher folgendermaßen gemacht: Wir haben in Deutschland über eine Visa-Agentur ein 60 Tage Visum beantrag und dieses eine Woche vor Ablauf in Xining um 30 Tage verlängert. Dann sind wir von Chengdu aus nach Hong Kong geflogen und haben ein neues 30 Tage Visum beantragt. Dieses wollen wir nun noch ein weiteres Mal verlängern. Wahrscheinlich wird es dabei aber bleiben müssen und nach fünf Monaten als Touristen in China haben wir dann alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Ein drittes Visum im Ausland lässt sich meist nicht bekommen.
Unser 2. Visum

Unsere erste Visumsverlängerung

10.) Internet

Wie wohl jeder weiß, zensiert China sein Internet. Allerdings gibt es hier regionale Unterschiede. Grundsätzlich gesperrt sind: Twitter, Youtube, Facebook und Google.com Andere westliche Seiten können je nach Region langsamer sein oder auch zeitweise gesperrt werden. Insgesamt ist das Internet aber in Krisen-Regionen stärker eingeschränkt, als in unproblematischen Regionen. Wer aus China bloggen möchte, sollte sich daher im Vorfeld nach einem guten Proxy oder VPN umsehen. In den meisten Hotels und vielen Restaurants ist inzwischen WIFI verfügbar. Die 3G Netzabdeckung für mobiles Internet (Internetkarten fürs Handy gibt es für knapp 10 Euro) ist ebenfalls sehr hoch.
Im Büro

Im Büro

Veröffentlicht in China.

4 Kommentare

  1. Hallo ihr Lieben,

    wenn ich was anmerken dürfte: Durch deine/eure Chinesischkenntnisse, ist die Reise ja sicherlich etwas reibungsloser, aber auch ohne das geht es mit der Orientierung. Ich habe mich bei meinen ersten Chinareisen vor ein paar Jahren oft verlaufen, dieses Mal mit dem Fahrrad durch CHina war super einfach, weil ich mir ein billiges Smartphone und ne Karte geholt habe und wirklich überall Google Maps hatte. Für die Orientiertung in China GOLD wert. Das wäre mein absoluter Chinatip für Reisende ohne Chinesischkenntnisse.

    Grüße, Robert

    • Hallo Robert, danke für den Tipp! Tatsächlich ist Chinas Netzabdeckung sehr gut – in den Bergen und Wüsten sollte man sich jedoch nicht darauf verlassen. Hier sind gute alte Landkarten und vielleicht ein GPS doch hilfreicher. Liebe Grüße nach Leipzig, Mellie & Sebastian

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